WE ARE SPÄTKAUF-KUNSTAKTION

Der Spätkaufladen – im Volksmund Späti genannt –ist ein Ort, den Berliner kennen und der zu der Stadt gehört wie die Berliner Schnauze oder das Brandenburger Tor. Zum dritten Mal wird die Spätkauf-Kunstaktion im Sommer 2012 diesem Ort seine verdiente Aufmerksamkeit schenken.

In den letzten Jahren hat sich der Späti von einer praktischen 24-Stunden-Einkaufsmöglichkeit zu einem sozialen Treffpunkt entwickelt. Man trifft sich beim Einkauf, zum Fußballgucken oder um ein Bier zu trinken und über die Welt zu philosophieren. Er ist ein Ort, der in der Mitte der Gesellschaft steht und von allen genutzt wird. In der Kreativ-Metropole Berlin und dessen Zentren Kreuzberg und Neukölln ist dies trotz aller Weltoffenheit nicht der Normalzustand. Neben dem multikulturellen Aspekt steht der Spätkaufladen dabei stellvertretend für eine Entwicklung bzw. Umstrukturierung der Gesellschaft. Bei der Spätkauf-Kunstaktion steht die Verbindung der ausgestellten und statt findenden Kunst mit dem Leben im Vordergrund. Der Begriff der Kunstaktion ist in diesem Sinne auf die Idee der ursprünglichen Aktionskunst zurückzuführen.

Der Spätkauf wird als inspirierendes, alltägliches und soziales Objekt in die verschiedenen Beiträge aus den Genres der Illustration, Konzeptkunst und Musik eingeflochten. Der Besucher ist eingeladen, diese auf seinen Wegen durch den Kiez zu entdecken oder beim Umzug am 4. August mit uns gemeinsam den Spätkauf als Institution zu feiern.


VIDEO VON 2011

04.August
DER UMZUG
Der Umzug leitet die Spätkauf-Kunstaktion am 04. August ein und ist zugleich einer ihrer Höhepunkte. Gemeinsam mit euch wollen wir einen Zug durch den Kiez unternehmen, Kunst konsumieren und neue Gedanken produzieren.

Ziel des Umzuges – wie auch des Festivals – ist es, ein gesamtgesellschaftliches Ereignis zu schaffen. Jeder kann sich dem Umzug anschließen, egal ob als geplantes Samstag-Nachmittags-Vorhaben oder spontan während des Wochenendspaziergangs. Das kulturelle Angebot soll Spiegelbild der Kreuzberger und Neuköllner Gesellschaft sein und von arabischer Folklore bis zu melancholischem Noise-Pop reichen.

Insgesamt wird es 6 Stationen – also 6 Spätkaufläden – geben, in und um die es Live-Illustration, Musik und / oder Performances zu sehen und hören gibt. Rund eine Stunde ist für jeden Späti eingeplant. Anschließend wird zusammengepackt und gemeinsam weiter gezogen.


08.August
WHITE WINDOWS
Er ist immer für uns da – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wir beginnen bei ihm unseren Abend oder beenden ihn dort mit den ersten Sonnenstrahlen. Der Spätkauf – liebevoll Späti genannt – ist fester Bestandteil der Alltagskultur Berlins und prägt mit seinen Glasfassaden, durch die man einen Blick auf vergilbte Etiketten und Werbebanner wirft, das Stadtbild. Er hat seine Wurzeln in der DDR als Laden für die Schichtarbeiter, erinnert uns heute aber viel mehr an den Tante-Emma-Laden aus dem Dorf unserer Großmütter. Er ist einer dieser Orte, die selbstverständlich sind, die wir erst hinterfragen, wenn sie nicht mehr da sind. Bald könnte es soweit sein.

Im Prenzlauer Berg hat ein Anwohner dutzende Spätkaufläden angezeigt. Sie verstößen gegen das Gesetz für Ladenöffnungszeiten. Sie müssen nun Sonntag früher schließen und dürfen nur noch einen Teil ihrer Waren anbieten, den so genannten Reisebedarf, alles andere wird mit Tüchern abgedeckt. Damit werden sie ihrer Haupteinnahmequelle beraubt und in ihrer Existenz bedroht. Viele befürchten ihre Läden aufgeben zu müssen. Doch zuvor wehren sie sich, bilden einen Runden Tisch, kämpfen für eine gesetzliche Gleichstellung mit Tankstellen. Die Spätkauf-Kunstaktion solidarisiert sich mit den Betreibern der Läden und möchte ihrer Stimme Gehör verschaffen.

Wie es wäre, wenn der Spätkauf in der Straße plötzlich nicht mehr da ist, wird durch das Gemeinschaftsprojekt der Organisatoren der Spätkauf-Kunstaktion spürbar. Sie kaschieren die Läden, indem sie die Türen und Fenster weiß bemalen. Durch ein Moment der Irritation beginnen wir zu reflektieren, fragen uns, was dieser Ort für einen Raum bietet. einen Raum für besondere Gedanken, für alltägliche Begebenheiten und Begegnungen.

Informationen zur Interessengemeinschaft Kiez-Kioske in Berlin, zu ihrem Initiator Matthias Liebe und zur Unterschriften-Aktion unter: facebook.com/matthias.liebe


11.August
WORKSHOP
Im Rahmen der 3. Auflage der Spätkauf-Kunstaktion bieten wir einen Workshop für Kinder zwischen 9 und 12 Jahren an. Vor allem Kinder, die keinen direkten Zugang zur Kunst haben, haben die Moglichkeit durch den Workshop ihren Horizont zu erweitern und kreativ tätig werden. Ziel des Workshops ist die Produktion eines eigenen Kurzfilms. Dabei werden sich die Teilnehmer der Stopmotion-Technik bedienen, die ihnen von der Workshop-Leitung beigebracht wird. Idee der Stopmotion-Technik ist es, aus eigens produzierten Bildern oder Figuren einen bewegten Film zu kreieren. Das Endprodukt soll die subjektive Sicht der jungen Teilnehmer auf ihren Kiez beinhalten. Der Workshop ist für alle Teilnehmer kostenlos und für eine Teilnehmeranzahl von max. 2 x 15 Kindern ausgelegt.

Der Workshop findet am 11.08.2012 im Wostel (Hobrechtstraße 66) zwischen 11:00 und 14:00 Uhr und zwischen 15:30 und 18:30 Uhr statt. Workshopleitung : Lucilux.

Die Anmeldung erfolgt über: hello@spaetkaufkunstaktion.net


15. August
INSTALLATION & PROJECTION NIGHT
Neben den diversen stehenden Bildern an den Fenstern der Spätkaufläden bieten wir im Rahmen unseres Screening-Programms auch bewegte Kunst im doppelten Sinne. Im ersten Teil zeigen wir die Ergebnisse unseres Videoworkshops vom 11. August. Anschließend wird die Videoinstallation Sieg über die Sonne von FFwG und Say Nono gezeigt. Die Installation wird von Laura Weider am Klavier begleitet. Ihr improvisiertes Spiel und die Interaktion zwischen den Zuschauern / Teilnehmern und der Projektion bilden das Grundgerüst der Arbeit.

Mehr Infos auf: Spätkauf-Kunstaktion